MIPCOM 2018 – La Grande Tristesse

Jedes Jahr im Oktober findet im Messestädtchen Cannes in Südfrankreich die weltgrößte TV-Messe MIPCOM statt. Die Branche trifft sich dort zum großen Abverkauf der eigenen Formate. Seit Jahren schon gehen deutsche Produzenten und TV-Sender dort auf Einkaufstour und seit Jahren finden sie auf der MIPCOM immer weniger Programme, die gefallen. Keine Frage: Die Auswahl an unterschiedlichen Genres und Formaten ist riesig. Aus allen Ländern reisen Distributoren an, um ihre teils absurden TV-Ideen zu präsentieren. Doch eines wiederholt sich jedes Jahr: Die Enttäuschung, wenn man nach drei Messetagen mit nichts in der Tasche wieder nach Hause fährt. Die Frage nach „The Next Big Thing“ wird schon gar nicht mehr gestellt, denn niemand erwartet mehr, das neue POP IDOL, das neue BIG BROTHER oder das neue THE VOICE, dort zu finden.

Stattdessen ist die MIPCOM zum überdimensionalen Grabbeltisch geworden, auf dem es immer dasselbe gibt, nur ein bisschen anders, als im Vorjahr.

Neues Reality-Format bei NETFLIX

Klar, Innovation sieht anders aus. Aber wenn Research nur noch bestimmt, was wann und wo gezeigt wird, bleibt eben auch das Angebot immer gleich. Und wenn dann mal eine Innovation um die Ecke kommt, werden die Deals bereits vor der Messe gemacht. Ein Beispiel ist die neue Reality-Show THE CIRCLE, die gerade bei Channel 4 zu Ende gegangen ist. Das Format widmet sich einem hochaktuellen Thema – unserem Umgang in und mit Social Media. Beliebtheit ist zur neuen Währung geworden, in einer virtuellen Welt, in der jeder sein kann, wie er will. Die Umsetzung ist toll gelungen und regt trotz des Unterhaltungsgenres zum Nachdenken an. THE CIRCLE werden allerdings in Zukunft nur noch die sehen, die ein NETFLIX-Abo haben.

Deutsche Sender & Produzenten

Mir zeigt das Beispiel einmal mehr: Innovation kann man nicht kaufen. Innovation bedeutet harte Arbeit, hohes Risiko und oft auch viel Geld. Anstatt die deutsche TV-Branche jedes Jahr nach Cannes fährt, sollte sie  sich das Geld sparen und in die eigene Entwicklung investieren. Sender und Produzenten müssen sich zusammenschließen, einen großen Entwicklungstopf finanzieren und selbst die Kreation von neuen Formaten vorantreiben. Während das inzwischen bei fiktionalen Serien passiert, steckt die TV-Unterhaltung, die bei weitem mehr Programmflächen füllt, noch völlig am Anfang.

Vielleicht ist die Enttäuschung nach der diesjährigen MIPCOM inzwischen so groß, dass genau sie zu einem Umdenken führt. Es wäre doch schade, wenn das nächste THE VOICE bei Youtube, Amazon oder Netflix zu sehen wäre…

 

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