Als Netflix vor kurzem die neuesten Umsatz- und Gewinnzahlen vorlegt, musste ich schlucken: Um 40% steigerten sich die Erlöse im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr auf 3,7 Milliarden Dollar. Whow! Grund dafür sind auch die 7,4 Mio. neuer Kunden, die Netflix abonniert haben.
Eines fällt ganz besonders auf: Der Content des Online-Videodienstes wächst und wächst. Wöchentlich kommen neue Serien und Filme dazu. Das war vor einigen Jahren noch ganz anders. Was mich besonders freut: Netflix bietet immer mehr Auswahl an hochwertigen und spannenden Dokus. Deshalb habe ich drei Dokumentationen herausgepickt, die man neben „Making a Murderer“ – der wahrscheinlich berühmtesten Doku auf Netflix – gesehen haben muss.
Flint Town – In Flint ist das Wasser von Blei verseucht – und die Menschen von Rassismus, Drogen und Gewalt. Diese Dokumentation zeigt hautnah und auf intime Weise die Polizeiarbeit in der US-Stadt, die einst blühte und deren Glanz heute vollends erloschen ist. Noch nie habe ich eine Dokumentation gesehen, die so hochwertig produziert wurde, dass sie stellenweise „aussieht“ wie ein Spielfilm. Die Story wird chronologisch erzählt und fühlt sich wie ein Krimi an. Im Hinterkopf bleibt allerdings immer der Gedanke, dass das was man sieht, kein Film, sondern die Realität ist.
Get me Roger Stone – Im Vergleich zu ihm ist Frank Underwood aus der Serie „House of Cards“ ein Kuscheltier: Roger Stone – der Präsidentenmacher. Schon als junger Mann half er Richard Nixon bei der Wiederwahl, später machte er mit sinistren Methoden erst Ronald Reagan und George W. Bush zu Präsidenten – und 2016 natürlich Donald Trump! Er ist alles: Politischer Berater, Lobbyist, Widersacher, Freund und Feind. Auf seinen Rücken hat sich Roger Stone das Gesicht von Richard Nixon tätowieren lassen – was muss man also noch mehr über ihn wissen? Die Stärke des Films liegt darin, dass er nicht belehrt, sondern einen Menschen nüchtern beschreibt, wie er ist: ein charismatischer Dandy im Maßanzug, der immer dann irgendwo in der Nähe rumsteht, wenn in den USA eine wichtige Wahl ansteht.
Avicii: True Stories – Diese berührende und unfassbare BBC-Doku erzählt die tragische Geschichte des Ausnahmekünstlers Avicii, der eigentlich nur Tim Bergling sein wollte und zwischen seinem Leben als Star im Musikbusiness und seinem eigentlichen ICH zerrieben wurde. Ausgemergelt und gefangen in einer Welt voller Panikattacken, versuchte er am Ende auszubrechen. Wie wir heute wissen, zu spät. Dieser Film zeigt, was für ein außerordentliches Talent Tim Bergling hatte und wie er erst zu spät begriff, dass er eigentlich für die Bühne nicht geschaffen war. Ein Lehrstück für alle die, die glauben, der Verstand könne über den Körper siegen.