1960 war es Chris Howland, der mit „Vorsicht Kamera“ im NDR die ersten ahnungslosen Opfer im deutschen Fernsehen hereinlegte. 1980 kam ein Schweizer, der das Genre der „Versteckten Kamera“ nicht nur neu erfand, sondern über Jahre prägte: Kurt Felix brachte mit „Verstehen Sie Spaß?“ ganz Fernsehdeutschland zum Lachen. Seither schafft es sein Format, inzwischen moderiert von Guido Cantz in der ARD, immer noch auf ganz ordentliche Quoten. Und weil auch andere Sender etwas davon abhaben wollen, versuchte sich das ZDF mit einer „Versteckten-Kamera-Samstagabendshow“ moderiert von Steven Gätjen. Das Staraufgebot war beachtlich: Uwe Ochsenknecht, Til Schweiger, Heiner Lauterbach, Michelle Hunziker, Matthias Schweighöfer, Ralf Möller etc. Eine Besetzung, wie man sie es sich für manch andere Samstag-Abendshow wünschen würde. Was dann live geschah, war alles andere als hochkarätig. Die Promi-Gäste präsentierten ihre „eigenen“ versteckte-Kamera-Filme und ließen diese dann im Anschluss von einer Jury, bestehend ebenfalls aus Promis, bewerten. Man fragt sich, warum? Hat sich die Produktionsfirma Constantin Entertainment hier mühsam ein Formatelement aus den Fingern saugen müssen, um sich von der Sendung „Verstehen Sie Spaß?“ unterscheiden zu können? Ja klar! Aber warum bedient man sich ausgerechnet bei Casting-Formaten?
Desweiteren verliert die Show durch die Live-Produktion unglaublich an Fahrt, sobald es von den uninspirierten Einspielfilmen wieder zurück ins Studio geht. Es kommt zu behäbigen Talks des Moderators mit den Promi-Kandidaten. So fragte Steven Gätjen allen ernstes Michelle Hunziker: „Michelle, Dir ist ja ein böses Missgeschick bei den Dreharbeiten passiert. Du hast in Verkleidung einer Kandidatin, aus Versehen, Deinen echten Namen genannt, aber sie hat es Gott sei Dank nicht gemerkt, oder?“ Dazu fällt mir nur ein: Eine Show, ist eine Show, weil es eine Show ist. Warum um alles in der Welt, versuchen Moderatoren den Zuschauern immer zu erklären, was beim Fernsehen hinter den Kulissen geschieht? Es ist doch Fernsehen!
Leider sind auch die Einspielfilme mit versteckter Kamera vorhersehbar und wenig überraschend. Selbst „Verstehen Sie Spaß?“ schafft es nach Jahren, neue Ideen umzusetzen. Sowohl beim Einspielfilm mit Uri Geller, als auch in einer Szene von Starkoch Nelson Müller, wurden dreist Ideen aus dem Netz geklaut. In Zeiten von Social-Media keine gute Idee. Dass ausgerechnet eine dieser Ideen (der Spinnenhund) am Ende auch noch den Preis des Abends gewinnt, hinterlässt einen sehr faden Beigeschmack.
Leider hat das ZDF mit „Die versteckte Kamera 2016“ hier ein Format ausgestrahlt, was vor 20 Jahren, wie es auch die Süddeutsche schreibt, sicherlich ganz erfolgreich und innovativ gewesen wäre – in die heutige Zeit, passt es so leider nicht.
Wie eine „Versteckte-Kamera-Show“ heute funktioniert, beweist der englische Sender ITV mit seinem Moderatorengespann „Ant & Dec“ seit Jahren. Wenn kopieren, dann nur von den Besten.
Foto: ZDF