Der WDR Jungbrunnen sprudelt

60 Jahre alt ist der WDR-Durchschnittszuschauer. Zu alt, findet man im Sender und unterzieht sich deshalb selbst ab Montag für zwei Wochen einer radikalen Verjüngungskur. Eine Innovationsgruppe hat in den letzten Monaten vieles im Programm hinterfragt und neue Formate entwickelt. Es gab keine Vorgaben oder Barrieren. Herausgekommen sind teils spannende und teils vorhersehbare Formate – aber auch absurde Kombinationen. Denn auch beim WDR machen Youtuber ab Montag plötzlich Fernsehen. Zwei Medien die nicht zusammenpassen werden wieder einmal zwangsverheiratet. Gut 20 ganz unterschiedliche Formate gehen also ab Montag an den Start. Zitat des WDR-Intendanten Tom Buhrow: „Wir senden zwei Wochen lang ein Feuerwerk, ohne den Druck, dass daraus zwangsläufig etwas entstehen muss.“ Ein interessanter Satz, der am Ende doch alles offen lässt.

Weil ich selbst gerade eine Dokumentation mit dem WDR produziere, habe ich erlebt, was es bedeutet, wenn ein Sender alles anders machen will und zwar auf allen Ebenen. In erster Linie trifft das natürlich auch die Mitarbeiter, die stellenweise vor den Kopf gestoßen werden. Veränderungen sind immer schwierig und eigentlich will man sich nicht verändern. Zum anderen wird es die Zuschauer treffen: Wer sein WDR Programm bisher gekannt und geliebt hat, wird in den nächsten zwei Wochen auf die Probe gestellt – denn auch für die Zuschauer sind Veränderungen im ersten Moment immer schlecht. Und darin besteht auch die Gefahr: Durch die Verjüngungskur droht das WDR-Fernsehen seine langjährige Markengemeinschaft, die sich der Sender über Stammzuschauer aufgebaut hat, zu verlieren. Das wird mit ein Grund sein, warum die Innovationswoche beim WDR nur zwei Wochen andauert und man danach Schritt für Schritt an der „Verjüngungsschraube“ weiter drehen wird. Denn eines will der Sender sicher nicht: Die Alten verlieren und keine Jungen dazugewinnen.

PS: Nicht ganz so innovativ ist der Claim, den sich der WDR für diese zweiwöchige Programmänderung ausgedacht hat: #MACHTAN – es ist derselbe, den der Sender Vox seit Jahren verwendet.

 

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